Lebensretter mit Familiensinn
Er ist groß, weiß-schwarz und liebt das Wasser. Daraus soll er sogar bereits zahlreiche, in Not geratene Menschen gerettet haben. Wobei den Landseer noch viele weitere Eigenschaften auszeichnen. Der ursprünglich aus Neufundland stammende Hund liebt seine Familie über alles, rettet - bei entsprechender Ausbildung - im Notfall Menschenleben und bietet sich für zahlreiche weitere gemeinsame Aktivitäten an.
Die Familie ist sein Ein und Alles. Für sie erhebt er sich morgens freudig aus seinem XXL-Hundebett und schläft abends zufrieden in der Nähe seiner Liebsten ein. Am allerliebsten ist der bis zu 80 Zentimeter große und bis zu 60 Kilogramm schwere Hund bei allen Aktivitäten an der Seite seiner Menschen, wobei er sich angesichts seiner beeindruckenden Ausmaße nicht unbedingt für jede Aktivität eignet. Somit liegt nahe, dass die Haltung eines Landseers mit einer landseerspezifischen Grundeinstellung einhergehen sollte. Die beinhaltet unter anderem, die weiß-schwarze Schönheit — wann immer möglich — ins gesamte eigene Leben zu integrieren.
Ruhig und ausgeglichen im Haus
Ein Haus mit Garten bietet ideale Voraussetzungen, wenn sich der Landseer frei in beiden Bereichen bewegen darf. Tägliche Spaziergänge gehören ebenfalls zum Wohlfühl-Programm und sie sind besonders schön, wenn sie dem verspielten und überaus aufmerksamen Hund Raum für abwechslungsreiches Miteinander bieten. Das stärkt zudem die Beziehung und das Vertrauen zwischen Mensch und Hund. Abwechslung motiviert den Landseer und macht ihn im Haus zu einem ruhigen und ausgeglichenen Mitbewohner, der wachsam ist, aber nicht grundlos bellt. Fremden begegnet der Landseer mit entsprechender Aufmerksamkeit, wohingegen er ihm bekannte Freunde und Verwandte der Familie in der Regel voller Freude begrüßt.
Pflege-Routine
Das weiß-schwarze Haarkleid des Landseers ist ein Hingucker und bedarf entsprechender Pflege, wenn man Wert auf eine makellose Optik legt. Regelmäßiges Bürsten und Kämmen gehören somit zum Antifilz-Routine-Programm, wobei das von Natur aus leicht fettige Haarkleid recht schmutzabweisend ist. Einmal durchgetrocknet fällt Schmutz von allein aus dem Haar. Dennoch ist es sinnvoll, den Hund nach jedem Spaziergang von groben Verschmutzungen zu reinigen, um den anschließenden Staubsaugereinsatz auf ein überschaubares Maß zu reduzieren. Insgesamt hält sich der Pflegeaufwand beim Landseer in Grenzen, man sollte sich jedoch darauf einstellen, dass ein Hund dieser Größe auch entsprechend mehr Schmutz ins Haus und ins Auto trägt als ein kleinerer Vierbeiner.
„Ich bin für euch da“
Selbstsicherheit gehört zu den Rasseeigenschaften des Landseers ebenso wie Gelassenheit. Ein gutmütiges Wesen und eine ausgeprägte Anhänglichkeit, die sich durchaus auch auf mehrere Familienmitglieder beziehen kann, sind weitere Eigenschaften dieser alten Rasse, deren Ursprung in Neufundland liegt. Landseer sind keine „Ein-Mann-Hunde“, sondern verteilen ihre Zuneigung gerne auf alle Familienmitglieder. Wenn man Labrador Retrievern einen angeborenen „Will to please“, den „Wunsch zu gefallen“ nachsagt, so ist es beim Landseer das Bedürfnis von seinen Menschen gebraucht zu werden, das ihn auszeichnet. Aufgaben zu erfüllen bereitet dem klugen und mit einer ausgezeichneten Intuition ausgestatteten Hund Freude.
Markante Farbgebung
Das rassetypische Haarkleid des Landseers sollte — mit Ausnahme des Kopfes — lang, schlicht und dicht sein. Das Deckhaar, das sich fein anfühlt, ist zwar von Unterwolle durchsetzt, jedoch nicht so dicht wie dies beim schwarzen Neufundländer der Fall ist. Zur Überprüfung einer korrekten Haartextur bürstet man das Fell gegen den Strich. Anschließend muss es von selbst wieder in die richtige Lage zurückfallen. Landseer fallen nicht nur durch ihre Größe, sondern auch durch ihre markante Farbgebung auf. Die klare weiße Grundfarbe wird von zerrissenen schwarzen Platten auf der Rumpf- und Kruppenpartie unterbrochen. Hals, Vorbrust, Bauch, Läufe und Rute sind weiß. Der Kopf ist schwarz; eine weiße Schnauzenpartie und eine symmetrische, durchgezogene Blesse dient der Zuchtfestigung.
Ganz schön groß
Was die Größe des Landseers angeht, sieht der offizielle FCI-Standard bei Rüden eine durchschnittliche Schulterhöhe von 72 bis 80 Zentimetern und bei Hündinnen eine Schulterhöhe von 67 und 72 Zentimetern vor, wobei kleinere Variationen nach oben und unten toleriert werden. Insgesamt vermittelt der Landseer den Eindruck eines großen, starken und harmonisch gebauten Hundes, dessen Läufe — insbesondere bei Rüden — höher sind als die des Neufundländers.
Während der Wachstumsphase ist beim Landseer insbesondere darauf zu achten, ihn nicht zu überfordern, sondern dem Entwicklungsstand entsprechend auszulasten. Auch wenn er bereits im Alter von sechs bis acht Monaten aussieht wie ein „fertiger Hund“, ist er noch längst nicht ausgewachsen.
Erziehung
Während sich körperliche Belastungen beim Junghund in Grenzen halten sollten, spielt eine liebevoll-konsequente Erziehung jedoch vom ersten Tag an eine Rolle. Welpenspielstunden und Basiserziehungskurse sind empfehlenswert. Landseer aus verantwortungsvoller Zucht sind in der Regel anhänglich, lernwillig und umgänglich, was ihre Ausbildung recht angenehm gestaltet. Das Erbe seiner Herdenschutzhund-Vorfahren — wie beispielsweise dem Pyrenäenberghund — bringt neben der Wachsamkeit eine Eigenständigkeit mit sich, die eine umfassende Sozialisierung erfordert, damit der Hund lernt, dass die territoriale und soziale Verantwortung nicht bei ihm, sondern bei seinem Menschen liegt.
Ausgezeichneter Schwimmer mit Sinn für mehr
Da die Rasse über viel Temperament und Arbeitsfreude verfügt, bietet sich Hundesport an. Wobei die Wasserarbeit dem ausgezeichneten Schwimmer besonders viel Freude bereitet. Aber es gibt auch außerhalb der Wasserarbeit zahlreiche Möglichkeiten, einen Landseer zu fordern. Er liebt Such- und Apportieraufgaben, glänzt beim Man Trailing und eignet sich sogar als Lawinensuch- und Therapiehund. Wofür er sich aufgrund seiner Größe und seines Gewichts weniger eignet, sind extreme physische Belastungen wie ausgedehnte Fahrradtouren oder längeres Joggen.
Wie wir wurden, was wir sind
Die Geschichte des Landseers begann im fernen Neufundland. Dort fanden die Vorfahren des heutigen Landseers vielseitigen Einsatz bei Fischern (Einholen der Netze), Holzfällern (Transport von Holz) und anderen Siedlern der Küstenregion. Im 18. Jahrhundert entdeckten französische und englische Seefahrer die imposanten weiß-schwarzen Hunde und brachten einige von ihnen mit in ihre europäische Heimat. Einer dieser Hunde, Paul Pry, erlangte Berühmtheit, weil er seinem schiffbrüchigen Herrn angeblich das Leben rettete und danach im Londoner Hafengebiet lebte. Noch berühmter sind die Werke des Malers und Namensgebers der Rasse, Sir Edwin Landseer (1802 – 1873), der den Landseer auf der Leinwand verewigte und ihn 1831 sogar ausdrücklich mit dem Gütesiegel „Ein ehrenwertes Mitglied unserer Gesellschaft“ versah. All das geschah rund 20 Jahre nachdem der britische Dichter Lord Byron den Landseer in einem seiner Gedichte ehrte: „Von Einem, welcher Schönheit besaß, ohne Eitelkeit, Stärke und Übermut, Mut ohne Wildheit und alle Tugenden des Menschen, ohne seine Laster.“ In Deutschland begann die gezielte Landseerzucht 1903. Seit 1952 gibt es ein eigenes Zuchtbuch für Landseer. Die offizielle Anerkennung der Rasse durch die Fédération Cynologique Internationale (FCI) erfolgte 1959. Seit Mitte der 1970er Jahre wächst der Liebhaberkreis des Landseers.
Irrtum
Sir Edwin Landseer (1802 - 1873) hat die nach ihm benannte Hunderasse nie selbst gezüchtet. Vielmehr zeichnete und malte er Hunde, die zu seiner Zeit noch als Newfoundland Dogs bezeichnet wurden. Da seine Werke internationale Anerkennung genossen, erlangten auch die von ihm dargestellten Hunde weit über Englands Grenzen hinaus Berühmtheit. Als der schwarze Neufundländer ab 1870 immer mehr an Popularität gewann, gab der Kynologe Dr. Gordon Stables dem großen weiß-schwarzen Hund circa 1880 den Namen des Malers, der diese Hunde mit viel Freude und Können darstellte.
Wachsame Verwandtschaft
Landseer sind wachsame Hunde, die ihr Territorium und ihre Familie durchaus beschützen, wenn Gefahr droht. Diese Eigenschaft teilen sie sich mit Herdenschutzhunden wie dem Pyrenäenberghund, dessen Gene mit in die Rasse Landseer einflossen, um die weiß-schwarze Farbgebung zu festigen. Aus demselben Grund spielte auch der Kuvasz eine Rolle bei der Entstehung des heutigen Landseers.
(Quelle: Bericht vom Verband für das Deutsche Hundewesen e.V. in Facebook vom 11.05.2024)